Der erste schriftliche Bericht über das Auftreten von Straßenkindern in Südafrika wurde 1917 in Kapstadt von der Association for the Protection of Child Life publiziert. In Johannesburg wurden Straßenkinder erstmals in den Zwanziger Jahren dieses Jahrhunderts erwähnt. Über diese Kinder ist nicht sehr viel bekannt. Sie waren in Banden organisiert, die miteinander um die Kontrolle des informellen Gelderwerbs (z.B. Handlangerarbeiten und Betteln) konkurrierten. Sie waren wahrscheinlich zum großen Teil Kinder von Wanderarbeitern, die in der Zeit vor der Apartheid in Slumyards in den Vororten von Johannesburg lebten. Ob diese Kinder noch zu Hause wohnten oder schon Kinder ''von'' der Straße waren, ist nicht mehr feststellbar (Swart, 1990a, S.49). Spätestens 1957 jedoch gab es in Johannesburg Kinder, die losgelöst von ihren Familien auf der Straße lebten. Ein Zeitungsartikel aus dieser Zeit befaßte sich mit Kindern, die bei den Zwangsumsiedlungen aufgrund des Group Areas Act von ihren Eltern getrennt worden waren oder sich geweigert hatten, mit ihren Eltern in schlechtere Wohngebiete zu ziehen (Peacock, 1994, S.139).
Das weitere Schicksal dieser Kinder ist unbekannt. Sie wurden wahrscheinlich im Rahmen von Zuzugskontrollmaßnahmen entfernt. Jedenfalls verschwanden sie aus den weißen Städten. Erst ab 1977 berichtete die Presse wieder über Kinder, die sich auf den Straßen von Johannesburg herumtrieben. Diese Kinder wurden jedoch von den zuständigen offiziellen Stellen zunächst ignoriert (Swart, 1990, S.51). Erst in den späten achtziger Jahren zeigten die Sozialwissenschaftler und daraufhin die Behörden ein systematisches Interesse an der Straßenkinderproblematik (Hansson, 1991, S.3).