Silhouette von Hillbrow, dem Stadtteil mit den meisten Straßenkindern
in Johannesburg.
80%-90% der Straßenkinder Johannesburgs kommen aus den schwarzen Townships im Pretoria-Witwatersrand-Vereeniging Gebiet (Richter, 1988, S.11). Dieses sogenannte PWV-Area (heute Gauteng) beinhaltet Johannesburg und sein Umland bis zu einer Entfernung von ca. 50km. Von diesen Kindern wiederum stammen fast die Hälfte aus Soweto, viele von ihnen aus den dortigen Squatter Camps. Ein paar Kinder kamen aber auch aus weit entfernten Orten oder sogar aus benachbarten Ländern. Bei Street-Wise waren unter den Kindern eines aus Kimberley, je eines aus Zimbabwe, Mozambik und Swaziland.
Die Kinder kommen meistens mit dem Zug nach Johannesburg und bleiben kurze Zeit in der Nähe des Hauptbahnhofs (Park Station), bis sie in sicherere und rentablere Stadtteile weiterziehen. Der beliebteste Stadtteil ist Hillbrow, ein Wohnviertel nordöstlich des Zentrums. Hillbrow ist für südafrikanische Verhältnisse sehr dicht besiedelt, die Menschen wohnen hier hauptsächlich in Hochhäusern. Trotz des Group Areas Act wohnten hier Menschen aller Rassen, weshalb diese Gegend auch als ''Grey Area'' bezeichnet wurde. Es bietet auf engem Raum viele Geschäfte, Unterhaltung und ein schwingendes Nachtleben. Es ist auch der inoffizielle Rotlichtbezirk von Johannesburg. Speziell die vielen Besucher Hillbrows sind eine gute Geldquelle für die Straßenkinder und Schlafplätze sind hier leichter zu finden. Durch den 24-stündigen Betrieb fühlen sich die Straßenkinder hier sicherer als in den ruhigeren Stadtteilen, wo sie den Anfeindungen der Bewohner stärker ausgesetzt sind. Die Straßenkinder gingen nach Hillbrow weil: ''you can make good money'', ''my friends were there'' oder ''the machines (die Spielautomaten) are good to play on'' (Newnham, 1992, S.47).
In den letzten Jahren ist die Kriminalität in Hillbrow extrem gestiegen, Schiessereien, Überfälle und Vergewaltigungen gehören zur Tagesordnung. Viele Geschäfte sind daraufhin aus Hillbrow in die nördlichen reicheren Vororte von Johannesburg wie Sandton oder Randburg gezogen. Im Gegensatz zu früher sind jetzt auch in den reicheren Stadtteilen von Johannesburg Straßenkinder anzutreffen. Die letzten Schätzungen rechnen mit ungefähr 1.500 Kindern in Johannesburg und seinen Vorstädten (Twilight Annual Report, 1994, S.18).
Die älteren Straßenkinder halten sich eher im Stadtteil Yeoville auf. Yeoville ist ein Studentenviertel nicht weit von Hillbrow mit alternativen Restaurants, Second Hand Läden und Kneipen. Die Verdienstmöglichkeiten sind geringer als in Hillbrow und die Zahl der Straßenkinder ist hier entsprechend niedriger. Yeoville ist nicht so stark von der Kriminalität betroffen wie Hillbrow und das Leben für die Straßenkinder ist hier sicherer.