Twilight Children
Twilight Children entstand 1983 als Suppenküche, wo Freiwillige einmal
wöchentlich Essen für die
Straßenkinder kochten. Später wurde es ein Zweig
der staatlichen Johannesburg Child Welfare Society und eröffnete einen
einfachen Shelter, in dem die Kinder übernachten konnten. Heute ist Twilight
Children eine unabhängige Organisation und betreibt zwei Shelter. Es
werden auch spezielle Programme für ältere Straßenkinder angeboten.
Bei Twilight Children leben zwischen 70 und 100 Jungen.
Proscess
Proscess (Project Street Children: Educational
and Social Support)
eröffnete 1984 in Magaliesburg, 60 Kilometer von Johannesburg. Hier
wurden einige Kinder untergebracht, die vorher von
der Polizei in Hillbrow festgenommen worden
waren. 1985 erforderten äußere Umstände eine sichere
Unterbringung
von Straßenkindern in Hillbrow selbst. Eine Gruppe von Ladenbesitzern
und Einwohnern Hillbrows waren der Meinung, die Polizei täte nicht genug
gegen die Straßenkinder und wollten die Lösung dieses Problems selber in
die Hand nehmen. Die Gründerin Jill Swart, eine südafrikanische Anthropologin,
konnte aber den Anführer dieser Gruppe davon überzeugen, daß es in seinem
eigenen Interesse wäre, die Kinder in einem Shelter unterzubringen. So entstand
das Proscess Halfway House in Hillbrow
(Levine, 1991, S.7; Swart, 1990b, S.263-264). Die Kinder erhielten dort
Unterkunft, Essen und Kleidung. Weil in Johannesburg keine Schule für
Schwarze existierte, wurden sie zuerst zu einer Schule in Soweto geschickt.
Später wurden sie im Shelter selbst unterrichtet. Proscess wurde vor kurzem
aufgelöst.
The House
Diese Organisation eröffnete vor kurzem in Yeoville. Sie richtet sich
ausschließlich an Mädchen und entstand, um ihre besonderen Bedürfnisse zu
befriedigen.
Street-Wise
Street-Wise ist eine unabhängige, allen Rassen zugängliche Organisation für Straßenkinder. Sie wurde Ende 1986 in Johannesburg von Jill Swart und Chris Williams, einem britischen Erzieher, gegründet, um Straßenkindern eine gewisse Schul- und Berufsausbildung zu ermöglichen. Straßenkinder hatten bei Studien immer wieder gesagt, daß sie sich auf der Straße zwar mit Essen, Kleidung und Unterkunft versorgen könnten, aber von jeder Möglichkeit einer Ausbildung ausgeschlossen wären. Sie waren um ihre Zukunft besorgt und glaubten, ohne Ausbildung keine Chance auf ein besseres Leben zu haben (Street-Wise Information Brochure, 1991). Der Umgang mit Straßenkindern lehnt sich an Carl Rogers Konzept der ''bedingungslosen Akzeptanz'' und des ''einfühlenden Verstehens''. Ein Straßenkind wird als normales Kind betrachtet, das lediglich bei seiner Entwicklung benachteiligt wurde, und es wird auf die richtige Behandlung positiv reagieren (Swart, 1988a, S.38).
Street-Wise übernahm das Konzept des ''Pavement Schooling'', das in Kalkutta und Bombay sehr erfolgreich umgesetzt worden war. Die Straßenkinder in Johannesburg sollten von einer Gruppe qualifizierter Lehrer mittels einer ''Mobile Teaching Unit'' auf der Straße unterrichtet werden. Nachdem die Straßenkinder großes Interesse an diesem Konzept geäußert hatten, wurde im März 1987 eine Pilotstudie gestartet, um Probleme frühzeitig zu erkennen und die Struktur des Programms zu konsolidieren. Es zeigte sich hierbei nach kurzer Zeit, daß das Konzept des ''Pavement Schooling'' im Apartheid-Südafrika undurchführbar war. Als LehrerInnen von Street-Wise versuchten, die Kinder in Parks oder im Vorgarten des Hauses der Gründerin zu unterrichten, riefen die weißen Anwohner mehrmals die Polizei. Auf diese Weise wurde Street-Wise faktisch gezwungen, das Ausbildungsprojekt in ein Gebäude zu verlegen. Die Kinder sagten aber auch selber, daß ihnen ein festes Gebäude mit Klassenzimmern ein Gefühl der Kontinuität und Dauerhaftigkeit geben würde (Swart, 1988a, S.36-37).
Der Unterricht wurde sowohl Kindern, die in Shelter wie Twilight Unterkunft gefunden hatten, als auch Kindern, die noch auf der Straße lebten, kostenlos angeboten. Es wurde versucht, die noch auf der Straße lebenden Kinder zu ermutigen, sich einen Platz in einem Shelter zu suchen.
Schule und Shelter sollten nicht nur organisatorisch, sondern auch räumlich getrennt bleiben, weil Erfahrungen in anderen Projekten gezeigt hatten, daß Unterricht im selben Shelter leicht zur reinen Beschäftigungstherapie verkam. Die Projektmitarbeiter waren meistens durch die zusätzlichen Aufgaben überlastet, die der Unterricht mit sich brachte. Den Kindern selber gibt der Besuch einer separaten Schule das Gefühl der Normalität (Swart, 1988a, S.37). Weil der Schulbesuch in Südafrika für Schwarze auch mit einem gewissen Prestige verbunden ist, sind die Kinder mit einem solchen Konzept wesentlich leichter für den Besuch des Unterrichts zu motivieren.
Es war nicht geplant, eigene Shelter zu eröffnen, um sich ganz auf die Ausbildung von Straßenkindern und die Weiterentwicklung des Programms konzentrieren zu können. Es stellte sich aber im Laufe der Zeit heraus, daß für die Kinder, die noch auf der Straße lebten, ein regelmäßiger Unterricht ohne Befriedigung ihrer primären Bedürfnisse nach Essen, Unterkunft und auch Sicherheit nicht möglich war. Die Shelter von Proscess und Twilight waren zu der Zeit bis an die Grenzen ihrer Kapazität belegt, und deshalb eröffnete Street-Wise im März 1990 einen eigenen Shelter. Eine zweite Unterkunft, die mehr den Charakter einer Wohngemeinschaft hatte, wurde zur besseren Betreuung der Kinder und Jugendlichen, die eine formale Schule besuchten, eingerichtet.
Über die Jahre revidierte Street-Wise seine Strategien, um sich veränderten Umständen anzupassen. 1994 wurde beispielsweise entschieden, die Aktivitäten vom Shelter mehr auf Outreach (Streetwork) zu verlagern.
Street-Wise ist heute die größte unabhängige Organisation für Straßenkinder in Südafrika. Außer in Johannesburg gibt es Projekte von Street-Wise in Soweto, Pretoria und Durban. Die Bereiche, in denen sie arbeiten, umfassen Outreach, Drop-in Centres, Shelter, Wohngemeinschaften und Programme zur Vorbereitung auf den Besuch formaler Schulen. Im folgenden werde ich die Street-Wise Projekte in Johannesburg vorstellen.