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Das Verhältnis zur Gesellschaft

Straßenkinder werden von der Öffentlichkeit oft als eine lästige Plage betrachtet. Sie sind nach Meinung des kommerziellen Sektors schlecht für das Geschäft. Sie belästigen Kunden mit ihrer Bettelei und werden als potentielle Diebe betrachtet. Sie starren hungrig durch Restaurantfenster oder liegen vom Klebstoffschnüffeln berauscht vor Ladeneingängen. Deshalb werden sie häufig von Laden- und Restaurantbesitzern verjagt, manchmal auf brutale Weise mit einem Sjambok (Riemenpeitsche) oder mit Tränengas. Aber auch einige gewöhnliche Bürger reagieren auf ihre Präsenz aggressiv und überschütten sie im Winter mit Wasser oder zünden die Kartons an, die sie als Decke benutzen (Swart, 1988b, S.12). Auch Schwarze in Hillbrow hatten eine schlechte Meinung über die Straßenkinder, da sie annehmen, daß ihr Verhalten und ihre Lebensweise die Vorurteile gegen Schwarze verstärken würde (Swart, 1990a, S.44).

Generell ist die Einstellung gegenüber Straßenkindern sehr geteilt. Während in einer Studie von 1988 in Hillbrow eine Hälfte der Befragten vorschlug, die Kinder in Besserungsanstalten zu schicken, sie zu sterilisieren, zu vertreiben oder einfach zu töten, war die andere Hälfte dafür, Pflegeeltern für sie zu suchen oder sie in Heimen unterzubringen. Größere Übereinstimmung herrschte dagegen bei ihren Zukunftsaussichten. Hier glaubten 76,7%, Straßenkinder würden als Mörder, Kriminelle, Schwindler oder Drogenabhängige enden. Die Mehrheit der Befragten meinte auch, daß Straßenkinder andere moralische Wertvorstellungen hätten als sie selber (Swart, 1990b, S.271). Dieses negative Bild von Straßenkindern resultierte auch aus der Annahme, daß asoziales Verhalten oder Straftaten der Grund für ihr Weglaufen war.

Straßenkinder fallen aus den normalen Sozialisationsinstanzen Familie und Schule heraus, die ihnen moralische Werte vermitteln könnten. Zusätzlich kommen sie auf der Straße mit asozialen Gruppen in Kontakt. In der öffentlichen Meinung besteht daher keine Möglichkeit für sie, in Zukunft ein konventionelles Leben zu führen (Richter, 1990, S.104). Diese Einstellung über die Moralvorstellungen der Straßenkinder wird durch psychologische Untersuchungen allerdings nicht bestätigt. Eine Studie, die die moralischen Werte von Straßenkindern in Johannesburg mit denen britischer Schulkinder aus der Mittelschicht verglich, ergab eine erstaunlich gute Übereinstimmung. Die Straßenkinder hatten sogar einen höheren Grad an Selbstlosigkeit als die britischen Schulkinder (Swart, 1990b, S.269).


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Chris Pinkenburg
Fri Aug 23 21:56:28 CST 1996